Jaisalmer

Jaisalmer – die Golden City in der Wüste

Wie eine Fata Morgana erhebt sich die Festung von Jaisalmer aus der Wüste Rajasthans. Die gelben Häuser und Sandsteinmauern des Forts erschienen in der letzten Nachmit-tagssonne vergoldet – das hat Jaisalmer den Beinamen Golden City eingebracht.

Der Anfang von Jaisalmer geht bis auf das Jahr 1156 zurück: Rawal Jaisal, ein Herrscher der Bhatti Rajputen errichtete auf dem großen Trikuta – Felsen ein kaum einnehmbares Fort, um den Angriffen der Muslime zu trotzen. Außerdem bot die Oase Jaisalmer Schutz und Unterkunft für die Kamelkarawanen auf dem langen Weg zwischen Indien und der arabischen Halbinsel. Als Karawanserei und Handelszentrum vor allem für Seide und Gewürze begann Jaisalmer an Bedeutung und Wohlstand zu gewinnen.
Es wurden Schutzzölle von den Karawanen erhoben. Nicht nur die Fürsten, auch Kaufleute, die sich hier niederließen, sammelten Reichtümer an. Als sichtbaren Ausdruck ihre Wohlstandes ließen sie sich Havelis, reich ausgeschmückt mit Fresken und Schnitzereien. Diese Havelis, hohe Gebäude in den engen Gassen der Stadt, fallen auch heute noch durch ihre reichlich verzierten Fassaden auf mit Erkern, Türmchen, Pfeilern und Balkonen auf.

Das Goldene Zeitalter ging für Jaisalmer zu Ende, als durch die Aufteilung des indischen Subkontinents auf Indien und Pakistan der Weg an die Küste unterbrochen wurde und der Warenaustausch von der Hafenstadt Mumbai aus über den Seeweg erfolgte. In der Folge wurden Straßen, Eisenbahnlinien und auch der Rajasthan-Kanal angelegt, um Jaisalmer besser an Rajasthan anzubinden.
Inzwischen hat der Tourismus auch Jaisalmer erreicht. Obwohl weitab im Nordwesten inmitten der Wüste Thar gelegen, gehört zu einer größeren Rundreise durch Rajasthan neben der Pink City von Jaipur, der Blue City von Jodhpur auch die Golden City von Jaisalmer zum festen Reiseprogramm. Auch auf eigene Faust ist Jaisalmer nun gut zu erreichen. Es gibt einen regionalen Flughafen, ca. 10 km außerhalb der City gelegen; der wird allerdings zur Zeit vor allem von der indischen Air Force genutzt. Und es gibt eine direkte Bahnlinie von Delhi bis nach Jaisalmer. Für die 900km lange Strecke muss man allerdings mit einer Fahrtzeit von 19 Stunden rechnen. Aber wer sich es leisten kann, kann ja als Alternative im Palace on Wheels reisen, auf dessen Strecke zwischen Sawai Madhopur und Jodhpur der Wendepunkt Jaisalmer liegt.

Neben der riesigen mittelalterlichen Festung, die 100 m hoch über der Stadt thront, sind die Havelis von Patwon, Salim Singhji und Nathmaji, einstige Wohnsitze reicher Kaufmannsfamilien, sehenswert. Außerdem einige Jaintempel, die im 12. und 16. Jahrhundert gebaut wurden und mit einer Vielzahl von Reliefs und Figuren verziert sind. Hier werden auch die ältesten Schriften Indiens aufbewahrt, die auf Palmblättern verfasst worden sind. Der Marktplatz Manek Chowk bildet das geschäftige Zentrum der Stadt.
Weitere Sehenswürdigkeit in der Umgebung von Jaisalmer sind die Cenotaphen von Bada Bagh, Bhattiani Sati-Rami und der Gadisar-See.

Der Bada Bagh beherbergt eine ganze Reihe von Cenotaphen. Cenotaphen sind Scheingräber, in denen keine Toten beigesetzt wurden, sondern leer blieben, zu Ehren angesehener Verstorbener.
Der Tempel von Bhattiani Sati-Rami erinnert an eine Bhatti- Prinzessen, die hier Sati beging, die Selbstverbrennung der Witwe bei der Einäscherung ihres verstorbenen Gatten. Dem Fremden mag dieser Brauch, der bis ins vorige Jahrhundert praktiziert wurde, grausam erscheinen, doch er gehörte zur Kultur Rajasthans.

Der künstlich angelegte Gadisar Lake diente einst als Wasserreservoir für die Stadt. Er wurde 1367 von Maharawal Gadsi angelegt. Bis vor kurzem holten hier die Frauen Wasser und schleppten es in großen Krügen auf ihrem Kopf nach Hause. Heute sind die meisten Häuser an die kommunale Wasserleitung angeschlossen. Heute nutzen Einheimische und Touristen den Platz am See zu einem Picknick, genießen den Rundblick über die ruhige Wasserfläche oder beobachten die zahlreichen Wasservögel.

Einmal findet in Jaisalmer das berühmte Desert Festivals statt, zudem Musiker und Tänzer aus ganz Rajasthan zusammenkommen. Das dreitägige Festprogramm schließt Kamelrennen, Musik und Tanz – Performence aus allen Teilen Rajasthans, Wettbewerbe im Turbanwickeln, Feuerlaufen und viele andere Events. Nebenbei hat sich auch ein Souvenir-Markt für die vielen Toursiten, die das Festival besuchen, etabliert.
Weitere Ausflugsziele in der Umgebung von Jaisalmer sind das Pilgerzentrum Lodurva der Jains und der Fossilienpark von Aakal, wo versteinerte Baumstämme im Park liegen.